Mexipedium xerophyticum (Soto Arenas, Salazar & Hágsater) V.A.Albert & M.W.Chase, Lindleyana 7: 174 (1992)




 
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Synonyma:
Basionym:
Phragmipedium xerophyticum Soto Arenas, Salazar & Hágsater, Orquidea 12: 1-10 (1990)
Synonym:
Paphiopedilum xerophyticum (Soto Arenas, Salazar & Hágsater) V. A. Albert & Börge Pettersson, Lindleyana 9(2): 138 (1994)
 
Etymologie:
Der Gattungsname leitet sich vom Ursprungsland Mexi-co und dem lateinischen Wort -pedium (vom griechischen pedilon = Sandale).
Der Artname deutet auf die Toleranz zu Trockenheit an, xerophytic = angpasst auf extrem trockene Umgebung.
 
Verbreitung:
Endemisch in Mexiko, beschränkt auf eine Lokalität in Oaxaca.
 
Standort:
Lithophytisch auf steilen Kalk-Klippen, die nördlich oder östlich orientiert sind, sowohl auf dem nackten Stein wie auch in Detritus (lat.=Abfall; bot.=jegliches organisches Material) Ansammlungen, wobei die Pflanzen des zweiten Standortes stärker sind. Sie wächst in 320 m ü. Meer bei jährlichem Niederschlag von ca. 250 cm, was auf warm-feuchte Bedingungen hindeuten würde, und man würde hier eine immergrüne Dschungel erwarten. Allerdings ist diese Region sehr steinig und vom Dezember bis Mai sehr trocken, deshalb ist sie durch xerophytische Vegetation wie Yucca, Agave, Beaucarnea, Bursera simarumba, Plumeria rubra und Pseudobombax ellipticum geprägt.

Klimatabelle des Standortes:
Durchschnitt pro Monat
(grob gerundet)
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Temperatur in °C min 17 18 19 19,5 21 21 22 21 20,5 20 18 17,5
max 23 25 27 28,5 30 29 28,5 28,5 28 26,5 24,5 23
Regenmenge in mm   85 65 40 55 105 240 270 320 510 380 445 115
 
Beschreibung:
Sympodial wachsende Pflanze mit deutlich verlängertem Rhizom zwischen den Trieben. Der Trieb besteht aus 4-5 gegenständigen, fleischigen, steifen, dunkelgrünen Blättern mit oberseitigen seiden-glänzenden Kutikula. Die Blattlänge ist meistens zwischen 8-15 cm, die Breite 1,5-3 cm. Pflanzen in Kultur können allerdings, je nach Kulturbedingungen, wesentlich grösser sein als am Naturstandort.
Auf dem stark behaarten, ca. 18 cm langen Infloreszenzstiel entstehen ziemlich regelmässig verteilt 2-3 sehr kurze Infloreszenzen mit Folgeblüten. Obwohl immer gleichzeitig meistens nur eine Blüte pro Infloreszenz blüht, erstreckt sich damit die Blütezeit auf mehrere Monate. Die Blüten haben um die 4 cm langen Fruchtknoten und trotz dem sie nur 1,5-2,5 cm gross sind, haben sie einen besonderen Reiz. Die Farbe ist rein weiss mit Ausnahme des Staminodiums und des Innern des Schuhs, die in verschiedenen rosa Tönen gefärbt sind. Manchmal können auch die stark behaarten Fahne und Synsepale aussen ein rosa Hauch haben.
 
Kultur:
Temperatur: obwohl die Pflanze enzsprechend ihrem vorkommen eher warm kultiviert werden sollte, ist sie sehr tolerant auf tiefere Temperaturen und wächst sehr gut auch im temperierten Bereich. In den Wintermonaten verträgt sie in abgetrocknetem Zustand sogar gut Temperaturen bis etwa 5°C ohne Schaden zu nehmen.
Licht: Sämlinge weniger als Paphiopedilum-Sämlinge, erwachsene Pflanzen mehr als Phragmipedium etwa 25000-27000 lux. Manche Kultivateure halten die Pflanzen mit gutem Erfolg bei den Cattleyen.
Wasser: weil die Pflanzen am Kalk wachsen, bevorzugen sie Wasser mit etwas Kalzium- und Magnesium-Ionen, pH etwa 7,5. Man kann auch Kalksplitt dem Substart beimischen. Düngung am besten bei jeder Wässerung in schwacher Konzentration. Zwischen den Wassergaben sollte das Substrat abtrocknen.
Luftfeuchtigkeit: obwohl sie sich bei 50-70% relativer Luftfeuchtikgeit besser fühlt, macht auch trockenere Luft keine Probleme. Vermutlich würde sie auch Fensterbankkultur tolerieren.
Blütezeit: meist im späten Frühjahr bis Anfang Sommer. Die Blüten halten ca. 14 Tage, aber durch die Folgeblüten kann sich die Blühdauer bis in den Herbst erstrecken.
Substrat: feine aber nicht zu stark wasserhaltende Mischung aus z.B. Holzkohle(40%), Rinde(50%) und Perlit(10%) wird empfohlen. Es wird auch berichtet, dass sie mit gutem Erfolg in Sukkulenten-Substrat kultiviert werden kann.
 
Geschichte:
Alles gesammelte Pflanzenmaterial wird in Mexico zum Herbarium der Asociación de Mexicana de Orquideologia zur Bestimmung gesendet. Eine Pflanze erregte 1985 dabei grosse Aufmerksamkeit. Obwohl sie nicht blühte, war es fast sicher, dass es sich um eine unbekannte Pflanze der Unterfamilie Cypripedioideae handeln musste. Es wurden sofort Bilder an Experten in der ganzen Welt gesendet. Kurze Zeit später konnte Rolando Jiminez diese Vermutung bestätigen, nach dem er blühendes Exemplar aus der selben Sammlung gesehen hatte. Aufgrund der Wichtigkeit dieser Entdeckung, organisierte man 1988 ein Treffen mit dem Sammler Heriberto Hernandez und eine Exkursion am Standort, um einige lebende Exemplare zu sammeln. Mit diesem Material haben 1990 Miguel Angel Soto, Gerardo A. Salazar und Eric Hagsater diese Pflanze als neue Phragmipedium-Art in der Orquidea 12: 1-10, der offiziellen Zeitschrifft der Mexikanischen Orchideen-Gesellschaft, beschrieben. In dieser Beschreibung haben sie hervorgehoben, dass diese Art sich durch Grösse, Habitus und Blütenform von allen bisher bekannten Arten unterscheidet. Sie haben ausserdem erwähnt, dass gewisse Merkmale an jene erinnern, die nur bei einigen Arten der Gattung Cypripedium und Paphiopedilum micranthum mit seiner nächsten Verwandschaft vorkommen. Im Hinblick auf diese Unterschiede haben 1992 Victor A. Albert und Mark W. Chase in Lindleyana 7(3): 172-176, eine neue Gattung Mexipedium begründet und diese Art dorthin überführt.
 
Hybriden:
Bisher keine Registriert, obwohl Mexipedium xerophyticum mit vielen Phragmipedium gekreuzt wurde.
 
Literatur:
Albert, V. A. and M. W. Chase. 1992. Mexipedium: A New Genus of Slipper Orchid (Cypripedioideae: Orchidaceae). Lindleyana 7 (3): 172-176.

Baker, M. L. and C. O. 1991. Orchid Species Culture: Pescatoria, Phaius, Phalaenopsis, Pholidota, Phragmipedium, Pleione. Timber Press, Portland, Oregon.

Cox, A.V., A. M. Pridgeon, V. A. Albert, and M. W. Chase. 1997. Phylogenetics of the slipper orchids (Cypripedioideae: Orchidaceae): nuclear rDNA ITS sequences. Plant Systematics and Evolution 208: 197-223.

Koopowitz, H. 1995. Phragmipedium xerophyticum and its Culture. Orchid Digest 59 (3): 108-110.

LeDoux, M. 1996. The Diminutive Phragmipedium xerophyticum. Orchid Digest 60 (3): 123-128.

Soto, M. A., G. A. Salazar and E. Hagsater. 1990. Phragmipedium xerophyticum, una nueva especie del sureste de Mexico. Orquidea, 12: 1-10.

Text und Fotos: Pavel Andel