Vanda coerulea Griffith ex Lindley, Edwards's Bot. Reg. 33: t. 30 (1847)








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Synonyma:
Heterotypisches Synonym:
Vanda caerulescens Lindl., J. Hort. Soc. London 6: viii (1857), orth. var.
 
Etymologie:
Der Gattungsname Vanda (Jones ex R.Br. 1820) kommt aus dem indischen und bedeutet = Orchidee.
Der Artname deutet auf die Blütenfarbe hin, lateinisch coeruleus = himmelblau.
 
Verbreitung:
Nord-Ost Indien, Ost Myanmar, Nord-West Thailand, Süd Yunnan (China).
 
Standort:
Erstmals gefunden im Khasia Gebirge in einem lichten Eichen-Kiefern Bergwald, später in den benachbarten Bergregionen in einer Höhe von 800 bis 1600 m über Meer. Sie besiedeln meistens grobborkige, nicht zu stark belaubte Bäume, wo sie hoch in den Kronen fast der vollen Sonne, Wind und Regen ausgesetzt sind. Die Wurzeln hängen teilweise frei in der Luft oder liegen der nackten, trockenen Borke, ohne Moos und Flechten, an. Deshalb trocknen sie nach der Benetzung sehr schnell ab. Sie müssen eine fast 6 monatige Trockezeit mit nur taufeuchten Nächten überstehen.

Klimatabelle von Taunggyi, Burma 1436 m ü. Meer: (gemessene Extrem-Temperaturen: 34°C max und 0°C min)
Durchschnitt pro Monat
(grob gerundet)
Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Temperatur in °C min 7 8,5 11 15,5 17 18 18 18 17 16 11 8,5
max 22 24,5 27 29 27 25 24 24,5 24,5 24 23,5 22
Regenmenge in mm   3 10 3 35 235 200 290 330 215 175 40 15
 
Beschreibung:
Monopodial wachsende Pflanze mit einem bis 150 cm hohen, streng zweizeilig beblätterten Spross. Die zahlreichen, dicht angeordneten, riemenförmigen, ledrigen Blätter sind 8-25 cm lang und flachgedrückt ca. 2,5 cm breit. Sie sind v-förmig, ungleich spitz zweilappig und bei richtiger Lichtmenge gelb-grün. Die ältesten fallen nach einigen Jahren ab.
Die zahlreichen, sehr langen, verzweigten Wurzeln sind bis 1 cm dick.
Die Infloreszenz (bei starken Pflanzen mehrere) ist 20-60 cm lang und entsteht zwischen den Blättern nahe der Wachstumsspitze. Sie ist aufrecht bis leicht gebogen mit elegant angeordneten 5-15 Blüten. Die Blüten sind 8-14 cm gross, duftlos. Die Rücksepale kann bis 5,4 x 6,5 cm, die Seitensepalen bis 6,5 x 7,6 cm, die Petalen bis 6,2 x 6,5 cm und die Lippe bis 1,2 x 2,7 cm gross werden. Ihre Farbe, Form und Zeichnung sind sehr variabel (siehe Bilder).
 
Kultur:
Temperatur: die Pflanze wächst in einem Gebiet mit grosser Tag-Nacht Temperaturdifferez. Optimale Kulturbedingungen sind: Sommer: Tag 25°C, Nacht 18°C, Frühling: Tag 28°C, Nacht 17°C, und in der Ruhezeit vom Späherbst und Winter: Tag 22-24°C, Nacht 8°C. Sie ist aber relativ tolerant und gewöhnt sich auch auf höhere Nachttemperaturen.
Die Pflanze soll vom Anfang Sommer bis Herbst in den Garten gestellt werden. Dabei verträgt sie nach Eingewöhnung die volle Sonne. Durch die grössere Tag - Nacht Temperatur Differenz wird die Bildung des Blütentriebs angeregt.
Licht: etwa 32000-43000 lux, ohne eine ausreichende Luftbewegung mit Abschattung der mittäglichen Sonne. Lange dunkelgrüne Blätter deuten auf zu wenig Licht, Gelbe nicht richtig entfaltete Blätter hingegen auf zu viel Licht hin.
Wasser: vom Mai bis Oktober viel Wasser, aber die Wurzeln müssen schnell abtrocknen. Danach folgen abrupt 4-6 Trockene Monate. Die Wurzeln sollen in dieser Zeit an warmen Tagen besprüht werden.
Luftfeuchtigkeit: sommer bis Herbst 80-85%, Winter bis Frühling reichen 55-60% relative Luftfeuchtikgeit. Die Fensterbankkultur könnte bei Vorkehrungen zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit und Sommeraufenthalt im Freien durchaus Erfolg haben. Die Pflanze dürfte aber im Winter auch nicht zu warm stehen.
Blütezeit: Oktober bis Dezember. Die Blüten halten an der Pflanze bei kühlem Stand bis zu 8 Wochen, aber auch geschnitten haben sie lange Haltbarkeit.
Substrat: am besten wird im Körbchen ganz ohne oder mit sehr grobem Substrat, oder aufgebunden kultiviert. Pflanzen im Topf müssen ausgezeichnete Drainage und sehr grobe Rinde oder Tonscherben haben, damit die Wurzeln schnell abtrocknen können. Bei ausreichender Luftfeuchtigkeit oder entsprechender Pflege lässt man die Wurzeln am besten frei in der Luft hängen.
 
Geschichte:
William Griffith hat das erste Exemplar 1837 im Khasia Gebirge in 800 m über Meer gefunden. Lindley beschrieb die Pflanze zehn Jahre später im Edwards's Botanical Register 33: t. 30 nach dem von Griffith erhaltenen Herbarmaterial.
1840 sammelte Thomas Lobb Pflanzen die er nach England zur Firma Veitsch schickte, wo sie erstmals 1850 blühten und anlässlich einer Ausstellung der Royal Horticultural Society in London die Bewunderung aller erregten.
 
Hybriden:
Wegen der bei den Orchideen seltenen blauen Farbe und der schönen Zeichnung wurde sie sehr häufig zur Hybridisiereung vervendet. Sehr bekannte moderne Hybriden sind:
Vanda Sansai Blue (Vanda Crimson Glory x Vanda coerulea)
Vanda Pakchong Blue (Vanda Doctor Anek x Vanda coerulea)
 
Literatur:
Mehrmals behandelt in "Die Orchidee"

Beschrieben in der "Orchideenkartei", Beilage zu "Die Orchidee" 32 (2), März 1981.

Bechtel, H., P. Cribb, and E. Launert. 1980. Manual of cultivated orchid species. MIT Press, Cambridge, Mass.

Grove, David L. 1984. Vanda coerulea - Queen of the Vandas. American Orchid Society Bulletin 53(6):612.

Text und Fotos: Pavel Andel